Erinnerst du dich an den Anfang deiner Volksschulzeit: wie lange es oft gedauert hat, Wörter richtig abzuschreiben? Oder wie oft du radieren musstest, da sich immer wieder Fehler in ein und dasselbe Wort eingeschlichen haben? Oder wie schwierig es war, dir bestimmte Rechtschreibregeln zu behalten? Aber irgendwann war das alles kein Thema mehr für dich. (Außer vielleicht, dass du auch jetzt noch manchmal Buchstaben, ä-Stricherl oder Satzzeichen vergisst.)
Doch nun hat dein Kind nach den ersten beiden Klassen Schwierigkeiten, Wörter richtig zu schreiben, die es eigentlich schon können müsste. Nach einem Gespräch mit der Klassenlehrerin und nach Abklärung mit einer Psychologin* oder Legasthenietrainerin, ist nun klar für dich: Dein Kind hat Legasthenie.
Wie kannst du dein Kind nun unterstützen?
Informieren
Kläre dein Kind auf. Auch für dein Kind ist es wichtig, zu wissen, worum es geht. Es muss wissen, dass es Buchstaben und Wörter anders als andere Kinder erlernt, da es Informationen auf andere Art aufnimmt, verarbeitet, speichert und wiederverwendet.
Mehr Zeit
Schenke deinem Kind mehr Zeit für seine Aufgaben! Denn um Wörter richtig schreiben zu können, braucht dein Kind auf jeden Fall etwas mehr Zeit. Plane mindestens 50% mehr Hausaufgaben- und Lernzeit für Deutsch und andere schriftbezogene Fächer ein.
Mit Leichtigkeit & ohne Druck
Ihr wisst nun also was Sache ist und plant nun mehr Zeit für die Hausaufgaben ein. Dein Kind arbeitet langsam, stockend und zögerlich. Das kann sich nun Schritt für Schritt verbessern, wenn du ihm mit Geduld begegnest. Nun kann dein Kind mal aufatmen und nach vorne schauen. Baue mit deinem Kind jetzt eine andere Lernstruktur auf. Ihr könnt gemeinsam herausfinden, welche Lernmethoden Sinn machen.
Unterschiedliche Lernmethoden anwenden
Dein Kind braucht Unterstützung, um den Lauten die richtigen Buchstaben zuordnen zu können. Das nennt man Laut-Buchstaben-Zuordnung. Das heißt, es muss neu zu lernende Wörter auf andere und meist intensivere Weise erlernen und üben als andere Kinder.
2 Beispiele am Wort Z U R Ü C K :
Bei Kindern ohne Legasthenie funktioniert das meist so: In der Schule wird das Wort gelesen, die Lehrerin erklärt, dass hier ein CK vorkommt. Die Kinder sprechen das Wort und schreiben es gemeinsam mit anderen Wörtern mit CK ab, bilden Sätze etc. Zuhause lesen und schreiben sie es ein paar Mal. Zum Schluss schreibt die gesamte Klasse eine Ansage. Im Idealfall ist das Wort zurück nach ein paar Mal üben im Langzeitgedächtnis der Kinder gespeichert. Sie haben dem Laut k die richtigen Buchstaben, nämlich c + k, zugeordnet.
Bei einem Kind mit Legasthenie kann das so aussehen: Das Kind liest das Wort zurück, kann aber CK nicht wahrnehmen. Es hört eventuell (auch), dass der Laut k intensiver ausgesprochen wird. Wenn es das Wort jedoch schreiben muss, so hört, spürt und sieht es das nicht mehr vor sich – es kann CK nicht wahrnehmen – sprich, es kann CK nicht mehr aus dem Gedächtnis hervorholen. Daher muss zurück auf verschiedene Arten erarbeitet und bearbeitet werden. Etwa mit der Silbenmethode, mit klatschen und stampfen, mit einer bestimmten Bewegung. Das Wort kann auf verschiedene Art und Weise geschrieben und geformt werden (z.B. auf einer Tafel, mit Wassermalfarben, mit Filzstiften, mit Knete, etc.). Dabei wird darauf geachtet, dass es das Wort auch auf andere Weise wahrnehmen kann, als über das Schreiben und Lesen des Wortes.
Du siehst: Kinder mit einer Legasthenie befassen sich mit Geschriebenem und Gelesenem am besten auf dreierlei Art und Weise: mit Hören, Sehen und Spüren.
Betroffene Teilleistungen schulen
Du ahnst es jetzt vielleicht: Es geht beim Erfassen von neuen Wörtern und beim richtigen Schreiben darum, dass alle Teilleistungen (auch Sinneswahrnehmungen oder Wahrnehmungsgebiete genannt) koordiniert miteinander wirken. D.h., dass die akustische, visuelle und kinästhetische Wahrnehmung zusammenarbeiten, damit am Ende das Wort richtig geschrieben oder gelesen werden kann. Bei Menschen mit Legasthenie können ein Teilgebiet oder mehrere Gebiete betroffen sein. Beim Lernen und Üben muss das berücksichtigt werden. Die einzelnen Gebiete können durch entsprechende Wahrnehmungsübungen geschult werden.
Unterstützung annehmen
Für Kinder mit einer Legasthenie macht es Sinn, längerfristige Unterstützung von einer Expertin zu bekommen. Dort lernt es Strategien und bekommt hilfreiche Tipps und Tricks rund ums Schreiben und Lesen.
Fazit
Bitte sei dir bewusst, dass du dein Kind sehr gut unterstützen kannst. Das Wichtigste sind hier Geduld und Zeit! Wenn es Lernwörter übt, kann es sein, dass es sie bei der nächsten Ansage hervorragend scheiben kann. Später, beim Schreiben einer Geschichte oder bei selbst kreierten Sätzen, sind sie dann wieder falsch geschrieben. Nehmt euch diese Fehlerwörter immer wieder her und spielt mit ihnen, sodass dein Kind sie immer wieder aufs Neue über Hören, Sehen und über sein Körpergefühl wahrnehmen darf!
*Männer sind hier mitgemeint.
Dauert es ewig, bis dein Kind endlich Beginnt?
Hole dir den kostenlosen LERN-STARTER-GUIDE!
Damit unterstützt du dein Kind, mit Gelassenheit und Freude
seine Aufgaben zu beginnen und bis zum Schluss dabei zu bleiben